Seit der großen Flüchtlingswelle im Jahre 2015 waren immer mehr westafrikanische junge Männer nach Freiburg gekommen. Die meisten von ihnen waren mehrere Jahre unterwegs. Belastet mit seelischen und körperlichen Problemen kamen sie an.
Die Stadt stand für viele am Ende einer Odyssee, die sie durch die Wüste in libysche Gefängnisse und schließlich mit Schlauchbooten übers Mittelmeer nach Europa geführt hatte. Zu ihrem Treffpunkt wurde der Stühlinger Kirchplatz. Hierher kamen Männer aus Gambia, Nigeria, Ghana, Algerien, Somalia, Guinea Konakry und anderen afrikanischen Ländern. Männer, die nicht nur in Freiburg sondern auch in weiteren Flüchtlingsheimen zwischen Lörrach und Breisach und dem weiteren Schwarzwald untergekommen waren.
Die Kultur und Lebensart der zahlreichen auf dem Kirchplatz versammelten und immer wieder auch Kontakt suchenden dunkelhäutigen Menschen befremdete die Einheimischen, die sich bald nicht zuletzt durch deren weiter zunehmende Anzahl bedroht sahen und danach verlangten, „ihren“ Platz zurückhaben zu wollen.
Um überschäumende Unruhe auf beiden Seiten zu beschwichtigen, suchte die Stadt nach Lösungen.
Zu diesem Zeitpunkt kümmerte sich der im Dolmetscherpool der Stadt Freiburg tätige Ababacar Kébé bereits seit einiger Zeit auch aus eigenem Antrieb um ihre Belange. Die Stadt nahm diesen Einsatz voller Interesse wahr.
Im Austausch mit Ababacar Kébé, Nelson Momoh und dem Amt für Migration und Integration Freiburg wurde das Projekt Building Bridges zur intensiveren Betreuung der jungen afrikanischen Männer auf dem Stühlinger Kirchplatz entwickelt.
Mehrere Stunden täglich sind nun beide während der Woche als Ansprechpartner für die jungen Männer vor Ort. Als Afrikaner können sie sich in deren Denkweise einfühlen und genießen ihr Vertrauen. Das trägt wesentlich zur Beruhigung der Gesamtsituation bei und offenbart zugleich weitergehende Probleme der jungen Menschen, von denen viele von Abschiebung bedroht sind.
Das Engagement im Projekt „Building Bridges“ macht deutlich, wie groß der Hilfe-Bedarf der Geflüchteten tatsächlich ist. Das überschreitet die Grenzen dieses Projektes.
Deshalb gründeten Momoh und Kébé CAPOA e.V. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, die Angebote auszuweiten und sich noch intensiver für eine Eingliederung der Geflüchteten in ihr Lebensumfeld einzusetzen, u.a., indem sie Wege in die Arbeitswelt aufzeigen und unterstützen oder in Konfliktsituationen zur Seite stehen.
Unverzichtbar wurde ihre Aufgabe als Vermittler zwischen allen Nutzern des Kirchplatzes. Das trägt bis heute wesentlich dazu bei, dass kulturelle Unterschiede und damit zusammenhängende Ängste besser überwunden werden können.
Als Kooperationspartner konnte der Verein Schwere(s)Los! gewonnen werden, der mit seinen nah gelegenen Räumen einen idealen Stützpunkt bietet. Hier können die jungen Geflüchteten eigene kulturelle Projekte verwirklichen, gemeinsam kochen, sich in einem geschützteren Rahmen treffen und andere Besucher*innen kennen lernen.
Weiterhin sind die beiden afrikanischen Betreuer im Projekt „Building Bridges“ vor Ort. Die Geflüchteten wissen, wann und wo sie die Kontaktpersonen ihres Vertrauens erreichen können. Das gibt ihnen Sicherheit und eine Art Zuhause.